Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Mittwoch, 21. Dezember 2016

GAYZEMBER: Der Schrei nach Sekt oder Seife TEIL 3 - Frau Müller zu Gast im schwulen LEIPZIG

Wichtiger Benutzerhinweis:
Ich respektiere Homosexuelle und sämtliche anderen sexuellen Orientierungen in vollem Umfang. Gesellschaftlich gemeinhin als „abwertend“ anerkannten Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Schwuchtel o.ä. habe ich dem liebevoll-vulgären Umgangston meiner geschätzten homosexuellen Freunde entnommen. Wenn ich auch nie ein echtes Einhorn kennenlernen durfte, die Freude euch zu kennen bringt mich über diesen Verlust hinweg.


Nach fünf Stunden Koma-Schlaf sortiert man in der Aufwachphase die Eindrücke der vorangegangenen Nacht in die Traum- und „Wirklich-passiert“-Kiste. 

Wir liegen in diesem Bett, das wahrscheinlich schon mehr Schwänze gesehen hat, als Gina Wild beim Casting des männlichen Hauptdarstellers für ihren Abschiedsporno. Uns drängen sich Fragen ins müde Hirn.

Wie, wann und wodurch weiß man dass man schwul ist? Ist man entweder aktiv oder passiv – also wird man(n) gepöllert oder pöllert man selbst und bleibt das immer gleich oder kann das auch mal wechseln? 
Wie genau sieht das Beuteschema aus? Was gehört noch so zum schwulen Sex?   
Und wo bitte woooooo bleiben die Gefühle bei diesem ganzen „Stundenlang hart gepöllert"-Geschichten?
 
Ja, man muss ja auch danach mal fragen! Wenn wir ein ganzes Wochenende lang mit schwulen Schwanz-Facts bombardiert werden, ist es ja wohl unser gutes Recht Fragen zu stellen, auf die wir eine persönliche und auf eigenen Meinungen und Erfahrungen basierende Antwort mit direkten und wie gewohnt sehr bildhaften Worten erwarten. Keine breitentaugliche Dr.Sommer-Antwort.

Wir tragen also unsere Fragen zusammen und schleichen uns dann auf schmerzenden Ballen aus der Wohnung um etwas Essbares zum Aufsaugen des Restalkohols im Körper zu finden.

Der Party-Prinz schlummert tief und fest auf dem Sofa zwischen einem Berg aus Kissen und Decken und erinnert damit schwer an die Prinzessin auf der Erbse. Am Nachmittag treffen wir uns mit dem wohlgemerkt platonisch befreundeten Prinzenpaar zum Stadtbummel.

Home is where your heart is

Rick ist quengelig, der Süße hat zu wenig geschlafen, zu viel getrunken und sieht zerknittert aus. Für Typen die ihn „mit Armen wie Ofenrohre zum Bett tragen und dort dann Minimum einen halben Tag zu ihrer Hure machen“ hat er heute keine Augen.

Nico ist dagegen kommunikativ-romantisch aufgelegt, schaut immer mal wieder schmachtend-angegeilt Jungs Anfang Zwanzig im Karl-Lagerfeld-Musen-Look nach (wir haben sein Beuteschema erfasst) und steht uns Rede und Antwort.

Nico führte vor seiner schwulen Wiedergeburt ein Heteroleben mit weiblicher Langzeitpartnerin. Bei einem Städtetrip unter Kumpels kam es unter Alkoholeinfluss zum schwulen Sex im Hotel-Doppelbett. Der Kumpel hat die Initiative ergriffen und Nico hat sich nicht "gewehrt". Das ist jetzt sieben Jahre her, seitdem gab es nur Beziehungen zu Männern und einen gescheiterten Sex-Versuch mit einer guten Freundin. 
 
Meine Zusammenfassung des Gehörten: „Du wurdest also schwul gemacht?!“ Er lacht: „Kann man so sagen.“ Heute ist Nico am liebsten der Aktive (also der der pöllert), lutscht aber gerne auch mal Schwänze (Zitat: "Aber nur die richtig Schönen."). 

Selbstlos sind wir. Wir räumen den schohnungslos ehrlichen Männern das Recht ein, uns ALLES zu fragen, was sie schon immer mal über Frauen wissen wollten. Rick: "Ist es eigentlich wahr, dass jede Frau im Leben einmal Scheidenpilz hat?" Mehr wollten sie nicht wissen. Ein bisschen erschüttert sind wir schon.

Am Abend machen wir es uns vor dem TV gemütlich. Männer und Frauen schauen zusammen einträchtig Fernsehen. Es läuft der Euro Vision Song Contest. 

Rick hat sich wieder in seinen Prinzessinnen-Bett-Kokon auf dem Sofa zurückgezogen und meldet sich in bester Tamagotchi-Manier im Halbstundentakt nur wenn er Hunger hat und von Nico mit Kartoffelchips gefüttert werden möchte. Es war wirklich eine harte Partynacht für den Alltags-Elementar-Pädagogen mit Doppelleben.

Nico dagegen bereichert unsere Ladysrunde ungemein. Wir diskutieren den Style der Künstlerinnen und bewerten den Sexappeal der männlichen Teilnehmer. Er findet meine künstlichen Wimpern vom Vorabend zwischen den Sektflaschen auf dem Couchtisch.

Ein begeistert-angewidert-schwuchtliges „Oh, was ist das denn?“ bildet den Auftakt für unsere spontane Umstyle-Aktion bei dem ich ihm die Wimpern anklebe und Sarah ihm die von der letzten Party liegengebliebene Transen-Perücke aus dem Schlafzimmer aufsetzt. Für den Feinschliff müsste Martin aus Teil 2 allerdings noch das ein oder andere Händchen anlegen.

Gemeinsam vermuten wir hinter jedem zweiten Gesicht im Fernsehen entweder eine Transe oder „eindeutig eine Schwuchtel". Bis zum letzten Voting… 12 Points goes nicht nach Deutschland… Schade, wir sind an dem Abend trotzdem die Gewinner.

Ach, die Frage nach den Gefühlen war da ja noch. Schwule haben unfassbar viele Gefühle. Sie sind wahre Gefühlsschleudern. Fühlen sie etwas, dann geben sie das kund. Das macht sie so liebenswert!

Uns wurde das so erklärt: weil die Suche nach dem schnellen Sex unter Schwulen einen sehr hohen Stellenwert hat (nicht nur die Suche, der schnelle Sex selbst logischerweise auch), wird hier natürlich viel gelogen. Gefühle werden also zum Zwecke des Selbstschutzes ähnlich wie Geschlechtskrankheiten quasi beim Überziehen des Gummis mit eingesperrt!

Liebeskummer macht unsere süßen Schwuchteln zu Divas - wie echte Ladys: „Er ist ein Schwein, er hat mich nur benutzt, er war der größte Fehler meines Lebens – aber der Sex mit ihm war der Hammer, er hat mir stundenlang den Verstand weggef**** wie noch nie ein Anderer… wenn er mich anruft würde ich es sofort wieder tun…! Ich liebe ihn immer noch!“ 

Wieder zu Hause nach solch einem Regenbogentrip hat man zunächst Mühe wieder in den Alltag zu finden. Ähnlich mühevoll wird es wohl sein Prinzessin LilliFee bei den Power Rangers zu integrieren.

Mir kommt ein Gedanke. Hat Mutter Natur vielleicht nach dem Sterben des letzten Einhorns Schwule geschickt um diese klaffende Lücke in der Glücksmatrix des Universums zu schließen? Ich stelle mir das Gefühl, sich mit einem oder mehreren Einhörnern zu umgeben ähnlich glückselig vor wie Zeit mit Schwulen zu verbringen.

Ich liebe diese zartrosa Stunden mit diesen herrlich ehrlichen, wunderbar direkten, wahren Frauenverstehern, die ihr Leben in vollen Zügen genießen. Also sattelt die Einhörner, wir wollen zum Regenbogen reiten und Sekt aus Schwanz-Strohhalmen trinken!

Damit endet die „Sekt- oder Seife“-Reihe hier im Blog. Nächste Woche gibt’s noch einen kleinen Nachtrag als Gayzember-Abschluss. 



2 Kommentare:

  1. Hui, das war ja eine Reise, was? Beim Lesen ab ich entweder Sch... gesehen oder Einhörner. Fand die Einhörner bei einer Tasse Kaffee spontan besser :-) Hihii, toll geschrieben, schräg, klasse - gefällt mir!
    LG
    Petra

    AntwortenLöschen
  2. Ja, diese Achterbahnfahrt zwischen Sch... und Einhörnern ... ich liebe sie ;-)
    LG
    Frau Müller

    AntwortenLöschen