Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Montag, 27. Februar 2017

Ich hab keinen Bock auf eure Schubladen! (außer es sind Süßigkeiten drin)

Dieser Artikel ist alt. Genau genommen fast ein Jahr. Gemessen an der Gesamtlebensdauer des Blogs von knapp einem anderthalben Jahr gehört er also zu den frühen Werken.Trotz seines Alters hat er für mich an Aktualität nichts verloren. Im Gegenteil: eigentlich könnte ich diesen Text alle vierzehn Tage rebloggen. Das zugegeben stark lädierte und müde Engelchen auf meiner rechten Schulter drängt oft dazu, mich zu erklären. Das linke Teufelchen wirft dann immer die Hufe auf den Tisch, lehnt sich lässig zurück, verschränkt die Arme, rammt das Dreizack neben sich in den Boden und sagt: "Paah, DAS HIER ist dein Zuhause. Du musst gar nichts. Wem es nicht gefällt, der soll gefälligst gehn." Ich mag dieses knuffige Kerlchen...



Es schreit aus allen Richtungen:

Du musst deine Nische finden!


Du musst eine Zielgruppe definieren!


Du musst Mehrwert bieten!

Einen Scheiß muss ich. Oder wie Herr Müller immer zu sagen pflegt:
"Ich muss nur zwei Dinge - Sterben und Scheißen."

In der Schule doziert der Lehrer über ein Thema, welches im ungünstigsten Falle weder ihn selbst noch die Schüler begeistert. Dass beide Parteien mehr oder weniger gezwungen sind zur Schule zu gehen, erschwert die Rahmenbedingungen zusätzlich. Stichwort: MÜSSEN.

Da ich hier aber nun mal nicht in der Schule sondern in MEINEM Lehrerzimmer bin MUSS ICH GAR NICHTS. Und wisst ihr was noch besser ist? IHR MÜSST AUCH NICHTS. Ihr dürft kommen wann ihr wollt und lesen was ihr wollt und ich schreibe WAS ICH WILL. Hört sich doch traumhaft an, oder?! Im günstigsten Falle finden wir sogar gelegentlich einen gemeinsamen Nenner… JACKPOT.

Warum schreibe ich das eigentlich. Naja. Auf die obigen Arbeitsaufträge stößt wohl jeder Blogger irgendwann, wenn er sich fragt, wie er Leser gewinnen und Reichweite generieren kann. 

Halt.Leser gewinnen? Reichweite generieren? Wofür? Wo bleibt da der Spaß? Ich erkläre es möglichst kurz den "Auskotzen über Facebook" soll nicht der Plot dieses Textes sein:

Wenn 700 Menschen Frau Müller abonniert haben (weil sie sie lesen WOLLEN - davon gehe ich aus), dann erreiche ich, ohne dass irgendeiner mit dem Post interagiert, etwa ein Zehntel dieser Abonnenten. FB verteilt nur weiter, wenn jemand liked, kommentiert oder teilt OOOOODER wenn ICH Geld dafür bezahle. Das heißt: ihr könnt euch nie sicher sein, dass ihr auch bekommt was ihr abonniert/bestellt habt WEIL ich im Traum nicht daran denke, Geld für etwas zu bezahlen mit dem ich nullkommanichts verdiene. Aus meiner Sicht werden hier Blogger und Leser verarscht. Aber gut, der junge Herr Zuckerberg muss ja auch von was leben.

Aber dafür nun bestimmte Dinge nicht schreiben, nur weil sie Leser X oder Y nicht gefallen könnten? Ein Thema vermeiden, weil es vermeintlich nicht zu einen anderen passt, über welches auch Menschen ins Lehrerzimmer fanden? Mich verbiegen? Nee. Das hier bin ICH.

Immer Lehrer, Lehrer, Lehrer. Schon vergessen? Ich bin das Kuckucksei in dieser Irrenanstalt. Wer erwartet, dass es bei mir nur bildungspolitisch (wenn auch mit einer gesunden Portion Sarkasmus gepfeffert) zugeht, der hat nicht verstanden was ein Kuckucksei ist.

Ich bin mehr als nur Pauker. Und ganz ehrlich: ich verbringe täglich rund acht Stunden mit meinem Job. Glaubt ihr ernsthaft, da will ich dann noch ellenlange Texte drüber schreiben? Ich bin doch nicht bekloppt! (aber manchmal lass ich mich eben doch hinreißen – vorallem wenn die Hutschnur platzt…)

Ganz nebenbei bin ich noch Mutter. Das nimmt im Schnitt die anderen acht Stunden des Tages (welche ich mehr oder weniger wach erlebe) in Beschlag. Auch darüber habe ich nur selten Lust zu philosophieren. Sicher – hier gibt es Reizthemen zu denen auch ich die Finger nicht stillhalten kann, aber wer NUR Mamagelaber lesen will, der wird wahre Uuuuuuunmengen an Elternblogs (auch durchaus lustige) in der Blogosphäre finden…

Wofür mir rein rechnerisch am wenigsten Stunden bleiben, ist meine Rolle als Frau im weiteren Sinne bzw. als ICH im engeren Sinne. 

Tja – und da sind wir beim magischen Kern des gewundenen Horns auf der Stirndes Fabelwesens angelangt: es geht um MICH, um das was MICH interessiert und ausmacht. 
Dass das nicht selten (entfernt) was mit Sex zu tun hat, kann man mir mit Mitte 30 jetzt nicht unbedingt verübeln, denke ich. Auch Themen rund um Freundschaft und Feiern sind nichts all zu ungewöhnliches. Ich hab mal gehört, das könnte entfernt etwas mit Lebensfreude zu tun haben.

Yoga macht flexibel - erhöht aber dadurch nicht die Schubladenkompadibilität

Menschen brauchen Schubladen. Um Ordnung zu halten. Weil sie sich anders im Chaos nicht orientieren können. Oder um Dinge wieder zu finden. Oder um einfach Dinge wegzupacken, um sie nicht mehr sehen zu müssen. Wie auch immer: Schubladen geben uns Sicherheit. Jeder normale Mensch hat jedoch diese eine Schublade, in die er alles packt, was sonst nirgendwo reinpasst. 

Ich habe auch solch einen Schrank. Darin befinden sich diverse Bedienungsanleitungen meiner Küchengeräte, der Eiswürfelbereiter aus dem Gefrierfach, Schaumzuckeraugen von vor drei Jahren, die noch immer auf eine noch nicht gefeierte Halloweenparty warten und ein riesiger roter Doppeldildo, der im Praxistest versagte und nun auf seine Weiterverwendung als zu verschenkender Türstopper wartet. Irgendwann ist sicher mal wieder Schrottwichteln...

Wenn ihr Schubladen in eurem Kopf braucht, dann bitte gerne. Packt mich irgendwo rein. Gerne in den Kasten mit den Anleitungen und den vergessenen Geschenken.

Von mir aus auch in den Kasten mit der Aufschrift „Schlüpfrig“, der wäre mir noch der am wenigsten unbequeme. Wundert euch aber nicht wenn der Kasten nicht richtig zu geht – ich bin etwas sperrig. Es kann auch passieren, ihr findet irgendwas, das ihr so gar nicht in dem Kasten vermutet hättet, wenn ihr ihn das nächste Mal aufzieht.


Randnotiz aus meinem Erfahrungschatz: Mama-Communitys veröffentlichen meine Bildungskritischen-/Mama-Artikel nicht, weil ich wohl auch mal etwas "erotisch unterwegs" bin. Interessanterweise stört es die Erotik-Community gar nicht, dass ich auch mal Lehrer-/Mamakram schreibe... An dieser Stelle: Platz für eigene Überlegungen...
 
Tut mir bitte einen großen Gefallen: sperrt mich nicht in die Schublade mit den Lehrern. Ich verbringe wie erwähnt täglich acht Stunden mit dieser Spezies. Das reicht völlig aus.
  
Auch bitte nicht in die mit den Müttern. Ich könnte mir vorstellen mein Situations-Tourette führt dazu, dass sie mich mit ökologisch verantwortungsvollen Hartholzbauklötzen erst steinigen bevor sie mich mit Schnullerketten erwürgen.

Am wohlsten fühle ich mich übrigens wenn man mir Raum lässt. Wie der Wellensittich im Wohnzimmer – ich verspreche euch: ich kacke euch nicht von der Gardinenstange runter. Dass so ein hysterisch flatternder Wellensittich mitunter etwas stressig in der Bude ist, kann ich gut nachvollziehen. Wellensittiche sind was für Kenner. Wenn euch mein Geflatter zu doof wird: macht das Fenster auf. Ich setz mich irgendwo auf nen Baum und kreisch einfach dort weiter. 
Wenn ihr hinter meinem Flattern aber eine zugegeben gut verschlüsselte Botschaft erkennt, dann wartet einfach drauf, dass ich mich von ganz alleine wieder auf meine Stange setze und den Schnabel halte.

Meine Güte. Jetzt hat sie mit Schubladen angefangen und ist bei Käfigen rausgekommen. Ein toller roter Faden. Is mir egal. Käfige und Schubladen sind beide bescheuert. Genau wie Nischen.
Wisst ihr, was das Problem an Nischen ist? Was man da rein packt, staubt ein. Man vergisst es und an den Dreck, der sich dort ansammelt, kommt man noch nicht mal mit dem Staubsauger ran. Kurz: Nischen sind auch scheiße. Zielgruppe war da noch. Puh. Keine Ahnung. Wer seid ihr eigentlich? 


Ach und der Mehrwert. Schwieriges Wort. Menschen die immer nach Mehrwert dürsten finden bestimmt auch Fasching und Einhörner blöd. Wenn Unterhaltung auch ein Mehrwert ist, dann biete ich Mehrwert. 

Wenn ihr Mehrwert in Bücherrezensionen, Reiseberichten, Kochrezepten oder Produkttests seht, müsst ihr entweder damit leben, dass das Gewünschte dann mülleresk serviert wird oder ewig warten. Nämlich genau so lange wie es dauert, bis mich irgendwas aus einer der Sparten mal so begeistert, dass es mir einen Artikel wert ist. Im Blogtober hab ich mich mal an den Paradedisziplinen versucht. Was soll ich sagen: seit Sportfeste in der Schule ohne meine Teilnahme stattfanden, gab es keinen letzten Platz mehr.

Wenn ich also im SchMärz bald wieder über BDSM-Kram blogge, dann weil ich Lust drauf habe. Und weil ich mit Monatsthemen versuche wenigstens ein klein wenig Ordnung im Chaos zu schaffen. 

Das heißt aber nicht, dass ich in den kommenden Wochen und auch post-schmärz nicht mit weitaus weniger erotischen Anekdoten auskomme. Bunt gemischt ist mir eh am liebsten. Das Leben ist weder schwarz noch weiß. Die fünfzig oder mehr Abstufungen dazwischen sind am Ende auch nur monochrom. Es ist bunt – genau wie ich. 

Wer Colorado und Konfetti mag (wegen bunt und gemischt und so) sollte mir auf Facebook folgen.

Sonntag, 26. Februar 2017

Fasching oder nicht: Verkleidet euch! (Die Welt bleibt auch ernst wenn ihr Mickey Mäuse seid)



Es ist Unterstufen-Konferenz. Themen für Projekttage werden entschieden, Ausflüge geplant, die Höhepunkte des Schuljahres besprochen. Bei einem Programmpunkt wird es plötzlich unruhig. Beim Blick auf den Kalender, in dem längst alle Ferienzeiten eingetragen sind, fällt es manchen Kollegen wie Schuppen aus den Haaren: FASCHING fällt in diesem Jahr auf einen Schultag. 
Sie beunruhigen jedoch nicht die schulorganisatorischen Hürden wie zum Beispiel veränderter Stundenplan, Pfannkuchen-Beschaffung, Beschäftigungsmöglichkeiten und allgemein Kinder „aus dem Häuschen“.
 
Nein, es ist vor allem das unausgesprochene Gesetzt: zumindest Unterstufen-Lehrer erscheinen kostümiert. Für mich keine große Herausforderung. Ich brauch nicht lange überlegen. Ein Griff in den Kleiderschrank, dazu Mäuseohren sowie Schnurrhaare und ich gebe eine perfekte Minnie-Maus ab. Den Kinder wird’s gefallen, auch die freuen sich schon wie irre und erzählen seit acht Wochen von zehn bis zwölf verschiedenen Kostümwünschen, die sie in die engere Auswahl ziehen. Mal als Prinzessin, Polizist oder Indianer in die Schule: dieses Privileg hat man sonst nur, wenn man Teil der aufführenden Elite zum Schulanfangsprogramm ist.

Ich werde mich an dem Tag nicht unwohler fühlen als sonst. Für den Großteil meiner lieben Kollegen bedeutet Kostümpflicht allerdings Verletzung ihrer „Menschenrechte“. Aber warum ist das so? Warum lieben wir es entweder uns zu verkleiden oder wir hassen es? 


Vorweg: meine Liebe zum Fasching erstreckt auf die Notwenigkeit von Kostümen und das Abhalten von Tanzveranstaltungen, deren einziger Sinn es ist Spaß zu haben. Ich bin kein Fan von  traditionellen Sachen, wie dieses ganze Bütten-Zeugs oder Karnevalsumzüge, für mich persönlich der reinste Horror – vor allem wenn es mir im Fernsehen begegnet. Allenfalls für die Heiratsbüros kann ich mich noch begeistern. Aber wie es kürzlich schon mal hieß: Jedem Tierchen sein Pläsierchen. 

 Ich bin auch zu bequem zu recherchieren, wo der Unterschied zwischen Fasching, Fasnacht und Karneval liegt, was wo hin gehört und überhaupt. Primär soll es auch nicht um die sogenannte „Fünfte Jahreszeit“ gehen. Es geht viel mehr ums verkleiden. Darum warum ich es so gerne tue und darum warum auch IHR es mal probieren solltet.

Ich würde mal behaupten, ich verkleide mich schon immer gerne. Als Kind gab ich Teufelchen, Prinzessin, Squaw, Biene und Rotkäppchen. Frau Müller Senior war virtuos an der Nähmaschine. Im Jugendalter wurde Fasching uncool, dafür war die LoveParade willkommener Anlass sich mal ganz und gar alltagsUNtauglich in Schale zu werfen. Im selbst genähten roten Pailetten-Outfit (die gleiche Nähmaschine, die auch schon das Teufelchen ans Licht der Welt holte)  tanzte ich gleich mehrere Jahre um die Siegessäule. 

Rund 20 Jahre und zwei Kinder her :-o

Später waren die ersten Mottopartys Grund zur kreativen Verkleidung. Im FakeFur-Mantel und gelb-schwarzem Hahnentritt-Kostüm gab ich unter den Serienstars eine super Nanny Fine ab. Die Golden Girls konnte allerdings selbst ich nicht toppen. Auch nicht den Mut der beiden Mädels in Stützstrümpfen, Lockenperücke, Strickjacke, Pantoffeln und Uralt-Brille tanken zu gehen. Zur Ossi-Party im Popgymnastik-Outfit mit pinken Stulpen zu Leggings und Einteiler? Jederzeit wieder.
Aus einer Zeit in den man noch einen Film in die Kamera legen musste
Als Mama verlor ich den Spaß an so etwas zunächst aus den Augen. Vielleicht war ich zu ernsthaft dafür. Ich war in der ersten Zeit als Jung-Mama nicht immer ich selbst. Einen kleinen Einblick was genau ich damit meine gibt es in diesem Blogartikel, einen größeren später auf dem Blog. Natürlich waren die beiden kleinen Müllers immer perfekt ausgestattet zum Fasching. Ich selbst verlor hinter meinem Erziehungs-, Bildungs- und Intensivförderauftrag so einiges aus dem Auge was MICH ausmacht. Und logisch ist es mit Kleinkind in einer Stadt fern der Heimat organisatorisch auch nicht die leichteste Übung sich Freiräume für eine Faschingsparty zu schaffen... 

Ich war inzwischen als Mama schon viel entspannter als wir vor knapp drei Jahren Sarah und Marco kennenlernten. Vor allem für Sarah und ihre Freundin Mandy ist Fasching und das damit verbundene Verkleiden schon seit ihrer Jugend ein Highlight im Jahreslauf. Marco stieß dazu und wurde sofort vom Virus infiziert. Mandy verfügt über einen beachtlichen Fundus und ist so etwas wie die letzte Kostümierungsinstanz. Das ganze Jahr über ist sie im Rahmen ihrer Shoppingsucht unterwegs um für uns brauchbare Accessoires mit roten oder orangefarbenen Etiketten zu erstöbern.  Ich war anfangs zögerlich, ließ mich von den beiden aber schnell überzeugen. Seitdem beginnt die Kostümplanung etwa im Herbst. Gruppenoutfits sind bevorzugt.  Vorschläge werden erörtert, Themen der Veranstalter mit einbezogen, die Google-Bildersuche läuft heiß.

Superhelden BACKSTAGE...
... und im Einsatz
Alles begann mit drei Sailor-Kriegerinnen und selbst gebastelten Mondstäben. Später waren wir Superheldinnen und Helden, seitdem liebe ich Wonderwoman. Meiner Liebe zu Leoprint konnte ich in der Faschingsmanege ungehemmt freien Lauf lassen und als Raubkätzchen Dompteurin Sarah das andere Ende der Leine überlassen.
Führt übermäßiger Alkoholgenuss bei Katzen zu Riesenwuchs oder bei Menschen zu einer verzerrten Größenwahrnehmung? (Hinweis für Tierschützer: der Katze geht es ausgezeichnet)
In diesem Jahr sind die 90er als Faschingsthema mega angesagt. So ein schönes Jahrzehnt. Ich bin froh meine Jugend in dieser Zeit erlebt zu haben und die LoveParade-Outifts nicht nur aus den Google-Suchergebnissen zum Begriff „90er Kostüm“ zu kennen. Zum Glück habe ich meine rotglitzernde „Raver-Uniform“ von damals nicht gefunden. So waren wir die einzigen American Gladiators unter jeder Menge Techno-Fans.
    
Wir feilen lange an den Kostümen, nicht selten entstehen richtige Einzelstücke. Requisitenbau gehört auch dazu. Was ist schließlich ein Gladiator ohne seinen gigantischen Q-Tip? 
Warum tut man das? Warum investiert man Zeit und Geld? Einfach weil es Spaß macht. 
Es geht nicht um den Wurstkorb oder einen gewonnenen Blumenstrauß. Es geht nur um den Spaß. Um die Freude am gemeinsamen Ergebnis und daran mit der Gruppe und sich selbst eine Veranstaltung zu bereichern bei der (fast) alle das gleiche Ziel haben: Spaß. Und sonst nichts. Keinen tieferen Sinn, keine Botschaft, kein Denken, keine Meinungen - nichts von alle dem was im Alltag von uns erwartet wird und was manchmal so anstrengend sein kann. 

Klar geht’s auch ums trinken und ums flirten und weiß der Geier. Aber schaut man sich einmal um wird man feststellen, dass sich der Großteil dafür, dass es ihm nur um den Alkoholrausch geht, ziemlich viele Gedanken um sein Outfit zum Sinnlos-Betrinken gemacht hat.

Uns reicht die zeitlich begrenzte Faschings-Saison längst nicht mehr aus. Wir ergänzen mit selbst organisierten Mottopartys im privaten Umfeld. Wenns sein muss auch gerne mal politisch unkorrekt. Herr Müller im Leoparden-Bademantel als mein Zuhälter oder im Kurzarmhemd mit Krawatte und Trekkingrucksack als Mormone. Uns fällt immer wieder was ein. Sarah und Marco sowie eine Hand voll ausgewählter Bekloppter geben sich die Ehre.

Authentische Requisiten sind ALLES. Und Humor immer noch "dehnbar"...
Für Bad-Taste-Mottos brauche ich im Kleiderschrank nie lange suchen...
Aber warum polarisieren Verkleidungen so? In einer Facebook-Community habe ich erst heute eine Umfrage zum Thema entdeckt. Sicher, es ging um Fasching im Großen und Ganzen. Und wie oben schon erwähnt habe da auch ich meine Grenzen was das ganze Drumherum angeht. Aber so what. Jeder wie er mag. 
Was allerdings (nicht nur mir) auffällt: Während die Faschings-Fans mehr der „Leben und Leben lassen“-Argumentation folgen, argumentieren häufig sehr ernst bis sogar aggressiv. 
Es gehe nur ums „Saufen“, „Auf Kommando lustig sein“, „sich zum Deppen machen“ und eigentlich ist "der ganze Scheiß jenseits der Pubertät überflüssig“.

Ist das Gegenteil von überflüssig „NÜTZLICH“? Und wenn ja: Muss denn immer alles nützlich sein? Ich bin (und ich denke da spreche ich für die Mehrheit der Faschings- und Verkleidungsfreunde) kein realitätsferner Depp.

Auch ich war geschockt als Trump Präsident der USA wurde und mache mir so meine Gedanken was weltpolitisch auf uns zukommt, ich wurde im letzten Jahr mit Krankheit und Leid mir sehr nahe stehender Personen konfrontiert, ich habe eine Baufinanzierung unterschrieben, Geld und Hilfsgüter gespendet und achte darauf immer pünktlich zur Arbeit zu erscheinen aber WARUM ZUR HÖLLE WARUM muss man denn immer erwachsen, ernst, seriös und nützlich sein? Ist es angesichts der angespannten politischen Lage, dem Klimawandel und täglicher Flüchtlingsdiskussionen unangebracht mal nur „lustig“ zu sein? Sind die womöglich die Menschen, die Faschingsfans in die "Versoffene-Deppen-Schublade" stecken die gleichen, die sieben Tage die Woche arbeiten und sich nur darüber beklagen wie stressig ihr Leben und scheiße die Welt doch ist? 

Leute, atmet mal durch die Hose und macht was verrücktes. Stellt zur Frühstückspause doch mal einen Karton mit Perücken zwischen die Tupperdosen auf den Tisch eures mausgrau gestrichenen Aufenthaltsraums. Es können nur zwei schreckliche Dinge passieren: euer angespannter Kiefer lockert sich mal wieder (die Fissuren eurer Backenzähne danken es euch) UND eure Kollegen werden zu Menschen...

Mut zur Hässlichkeit. Neues Profilbild von Frau Müller mit Minipli und Oliba?
Anlässe gibt es immer - und wenn es ein Junggesellenabschied ohne Braut ist.
  
Folgt mir auf Facebook und klickt HIER. Vielleicht finde ich das Foto vom Mini-Teufelchen doch noch ;-)

Montag, 20. Februar 2017

Shop-o-kalypse NOW: Cortisol im MIDSEASON-SALE




In unserer Gesellschaft heißt es häufig ab einem bestimmten Alter ist man „zu alt für etwas“. Was bedeutet das? Ich gehöre nicht mehr zu einer bestimmten Generation Menschen die etwas in ihrer breiten Masse tun oder mögen? Meine Körperfunktionen sind ab einem gewissen Alter für gewisse Aktivitäten nicht mehr geschaffen?

Ich finde irgendwie keinen richtigen Platz in diesen Schubladen. Und dennoch gibt es Sachen, die mir früher deutlich mehr Spaß bereitet haben beziehungsweise gegen die ich mich heute sträube. Camping zum Beispiel, billige Schuhe, Fünf-Minuten-Terrinen oder Illustrierte. All das würde ich körperlich sicher verkraften und ich würde beim Erwerb einer Instant-Nudel-Mahlzeit vermutlich auch nicht nach meinem Personalausweis gefragt werden. Die Aussage „Ich bin zu alt dafür“ ist einfach nicht treffend. Ich für meinen Teil ersetze sie durch die Aussage „ich bin mir zu schade dafür.“ 

Paradebeispiel ist das Shoppen. Als Teenager war es das Größte für mich. Aufgewachsen auf dem Dorf bettelte man die Eltern kurz nach Geburtstagen, Weihnachten oder der Zeugnisausgabe an, den Familien-PKW in Richtung Parkhaus einer Ladenstraße der nächstgelegenen Stadt zu steuern nur damit man dort das „hart verdiente“ Oma-Geld in Hüftjeans mit Bootcut und nabelfreie Tops investieren konnte. Das Glücksgefühl wuchs proportional zur Anzahl der Plastiktüten am Handgelenk…

Mit den Jahren hat sich mit der Veränderung meiner Konsum-„Hardware“ (besseres Einkommen, Führerschein, unzählige gute Online-Shops, Paypal-Konto) auch meine „Software“ verändert: wachsendes Qualitätsempfinden, Resistenz gegen DIE MEISTEN Trends (Einhörner ausgenommen) und Soziophobie als Anfallsleiden.

Wie sich diese Veränderungen auf mein Shopping-Verhalten ausgewirkt haben lest ihr wenn ihr hier klickt:




Ich habe den Artikel schon vor längerer Zeit für eine liebe Blogger-Kollegin als Gastbeitrag geschrieben. Petra Gartenäffchen zähle ich zu meinen ERSTEN echten Fans. Vermutlich waren es die Gemeinsamkeiten, die uns zu einander führten.

Wir „gehorchen“ beide einem König auf vier Pfoten. Bringen wir im Opfer aus der Dose belohnt er uns mit dem Anblick von Kleintierkadavern auf der Terrasse.  

Wir haben beide beruflich mit den Kevins und Chantals unserer Gesellschaft zu tun. Ich mit den kleinen – sie mit den großen.

Sie bastelt weil sie es gerne tut, ich tue es weil ich es muss und dafür bezahlt werde. Ich profitiere gerne von ihren enthusiastischen Upcycling-Ideen. Schließlich ist Verbrauchsmaterial teuer und Schulen haben nie Geld. 
  
Petra hat im Gegensatz zu mir einen grünen Daumen (meiner ist eher braun). Wenn bei euch (wie auch bei mir) alles eher knusprig wächst und ihr das ändern wollt dann lohnt es sich, mal genauer bei ihr rein zu schauen. Ebenso wenn ihr mal wieder mit mehr als Tiefkühlpizza aus eurem Backofen beeindrucken wollt…