Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Mittwoch, 31. Januar 2018

Menschen und ihre Jacken: Monologe, Polyamorie und eine Nähmaschine

Ich muss gestehen: Ich habe eine große Schwäche. Nachdem ich mich mittlerweile selbst nahezu komplett vom Konsum einschlägiger Programmen der Privatsender geheilt habe, greife ich gelegentlich doch noch zu Ersatzdrogen. Vermutlich ist mein Organismus durch meine Arbeit an der Förderschule so stark an sehr niedriges geistiges Niveau gewöhnt, dass der Drang visualisierte Dummheit zu konsumieren, durchbricht sobald ich einige Tage nicht zur Arbeit gehen kann. In den schwachen Momenten ergreift es Besitz von mir, das Kommentarspaltenborderline. In den wildesten Threads einschlägiger Magazine beginne ich Diskussionen, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind. Das Gute an solchen Rückfällen ist, dass Blogposts wie der Folgende Teil eines Gedankenreinigungsprozesses sind...


Ich musste mir eine Jacke anziehen. Dabei war mir gar nicht kalt. Ich wollte gar keine Jacke. Jacken, vor allem sehr dicke Jacken, engen meistens ein. Sie sorgen dafür, dass wir uns bewegen wie Marshmallowmännchen. Oftmals gelingt es mir, um den Jackenzwang einen Bogen zu machen. Und manchmal werde ich schwach. 

Menschen ohne Jacken werden zwischen Jackenmenschen schnell krank und schwach und schließlich sterben sie. Zumindest wenn die Abwehrkräfte nicht stimmen und das Wetter beschissen ist. Und mit den Abwehrkräften ist das so ne Sache. An Apple each day - ihr wisst schon.

Äpfel mag ich nicht.Äpfel sind ein bisschen wie Menschen. Meistens langweilig. Wenn man doch mal einen isst, ist man hinterher enttäuscht. Und meistens sind es diese besonders schön glänzenden, die die sich rausgeputzt haben, die dann in ihrem Inneren so mehlig sind, dass einem der Staub aus den Ohren kommt.

Oft ist es ja auch oft so: Du schaust zum Fenster hinaus, weil du wissen willst, wie das Wetter ist und alle Menschen tragen eine Jacke. Du ziehst dir auch eine an – du tust es einfach, weil alle es tun. Selber darüber entscheiden, hinfühlen und denken „Brauche ich eine oder nicht?“ - dieses Bedürfnis haben wir verlernt.

Das Feine ist: wenn man sich ne bestimmte Jacke anzieht, dann erkennen einen die Leute leichter. Is ganz simpel: du weißt, der mit dem weißen Kittel ist der Arzt und der mit der blauen Jacke ist Dieter Bürgy. Alle anderen sind einfach Menschen. Wäre eigentlich auch schön so. Ist aber nicht so einfach. Weil man Menschen nun mal nicht so einfach einteilen kann. Aber Menschen möchten einteilen und eingeteilt werden. Am eingeteilt werden ist das Schöne, dass man sich nicht so oft neu erklären muss.

Ich hab mir mal die Polyjacke angezogen. Nicht Polyester - Polyamorie. Als ich sie anhatte, dachte ich: Naja, so gut passt die eigentlich auch nicht. Der Reißverschluss klemmt und die Ärmel sind zu kurz. Aber besser als erfroren. 

Das Interessante war: nicht nur die Anderen mit den Polyjacken nehmen mich jetzt wahr, sondern man selbst hat plötzlich auch einen anderen Blick auf die Menschen mit den gleichen Jacken. Die anderen – die Monojacken – interessieren einen eigentlich gar nicht. Das sind viele, richtig viele. Die sind eben da – nicht mehr und nicht weniger. Die tragen halt ne Jacke, wie ich. Nur ne andere. Wenn interessiert es.

Wirklich merkwürdig an den Monojackenträgern ist aber: Sie kucken so komisch. Pah, kann einem egal sein, denkt man. Und ist es auch. Aber wehe man fragt sie, warum sie eigentlich so kucken. 

„Na hast du dich mal angeschaut? Weißt du denn gar nicht, dass wir ALLE diese eine Jacke tragen sollten? Das wissen ALLE. Und du? Hältst dich für was Besonderes? Wie sieht denn das jetzt aus? Alle halten sich dran. Nur ihr mit euren lächerlichen Polyjacken müsst hier einen auf bunten Vogel machen? Wollt wohl unbedingt was Besseres sein? Könnt ihr euch nicht entscheiden? Habt wohl noch zig andere Jacken im Schrank, hä? Wahrscheinlich ist euch gar nicht bewusst, wie kostbar so eine Jacke ist. Wenn man seine Jacke gut pflegt, dann hält die ein Leben lang. Wollt ihr unbedingt abweichen. Das hier jeder die Jacke anzieht die er will, das hättet hier wohl gerne? Soweit kommts noch! Und überhaupt: meine Monojacke war sehr teuer, sie ist mir wichtig. Ohne diese Jacke bin ich nichts! Nackt! Das lass ich mir von euch schrägen Polyvögeln doch nicht kaputt machen!"

Tja, ööhm. Okayyyyy. Hätte ich mal lieber nicht gefragt. Wer ist eigentlich dieser ALLE, der bestimmt hat, welche Jacke akzeptiert ist?
Während dieses Monojacken-Monologs laufen ziemlich viele Monojackenmenschen vorbei. Die meisten rufen Dinge wie:
 "Ja, mal ehrlich!"
"Was denkst du dir eigentlich!?"
 oder "Also ich finde das auch unerhört!"

Einige laufen einfach vorbei, kucken gleichgültig und kümmern sich nicht. Und wenige tippen ihrem Monomitmensch auf die Schulter und raunen: „Fahr dich mal runter, is doch nur ne Jacke.“
 
Der Monomensch schimpft immer noch, er hört gar nicht mehr auf, wird wütend und beleidigend und man selbst geht in der Polyjacke einfach weiter. Vereinzelt trifft man auf andere Polyjackenträger, die einem zulächeln, vielleicht sogar ein Stück des Weges mitgehen, ein wenig netter Smalltalk. Sie haben alle schon mal Monojackenmonologe gehört.

Zur Zeit ist die Grippewelle in vollem Gange und die Jackendiskussion in aller Munde. Du musst dir eine Jacke anziehen, wenn du ein Teil der Gesellschaft sein willst. Ohne geht nicht. Wann immer jemand auch nur zaghaft eine Alternative zur Monojacke vorschlägt, fühlen sich die Herdentiere unter den Jackenträgern bedroht und der Monolog beginnt von neuem. Dabei scheint es, als wird die Polyjacke nur pro forma vorgeschlagen, damit sie alle Welt anschauen kann und feststellt: Näää, das is doch keine richtige Jacke! Ein bisschen wie Haute Couture. Schräg. Trägt kein Mensch.

Hey! Keiner interessiert sich für eure Jacken. Sie scheinen euch zu passen, mir persönlich gefällt das Modell nicht, mir steht‘s auch nicht. Und gut. So what. Tragt doch was ihr wollt.

Warum definieren Menschen den Wert von etwas nicht für sich selbst? Warum glauben sie, sie müssten etwas, dass sie selbst als Norm definieren, durch gesellschaftliche Anerkennung rechtfertigen?

Eigentlich hätte ich mir am liebsten gar keine Jacke angezogen. Niemand sollte eine Jacke anziehen müssen. Man stelle sich diesen bunten Menschenhaufen vor. Keiner weiß, wie der andere lebt und es interessiert auch niemanden. Aber wäre ich dann ins Gespräch gekommen? Hätte ich Leute kennengelernt, die sich auch gegen die Monojacke entschieden haben? Hätte ich vielleicht nie erfahren, dass sich der ein oder andere von ihnen genauso eingezwängt fühlt, wie ich in dieser Jacke? Vermutlich wäre man aneinander vorbei gegangen und nicht ins Gespräch gekommen. 

Aber der Mensch ist ja von Natur aus ein soziales Wesen. Austausch mit Artgenossen und Kommunikation sind intrinsische Bedürfnisse. Es sei denn, der Austausch hat uns müde gemacht. Erschöpfender Empathiemangel, zu viel Selbstgerechtigkeit, zu lange Monologe, die gesprochen wurden ohne je für gegenteilige Meinungen erdacht worden zu sein.

Aber hilft es, die bösen argwöhnischen Gesichter der Monojacken zu ignorieren? Läuft man nicht Gefahr, irgendwann genauso selbstgerecht und voller Misstrauen auf „die mit den anderen Jacken zu schauen“? Ist es nicht viel sinnvoller auf diese Menschen zu zugehen und zu sagen: Hey, chill mal. Deine Jacke ist hübsch aber mir passt die gar nicht.

Mir kommt gerade ein Gedanke: Tragen diese Monomenschen ihre Jacke vielleicht mit so viel Überzeugung, weil es für sie eine Uniform ist? Eine Universaljacke, die aus allen gemeinsam eine große, starke Einheit macht? Was ist ein Heer, bei dem jeder am Tag der Schlacht was anderes anzieht? Es ist machtlos. Weil keiner weiß, wer Freund und wer Feind ist.

Ich kenne Herrn Müller seit 17 Jahren, mehr als vier Jahre davon sind wir verheiratet. Die Müllerkinder sind 7 und 11 Jahre alt. Seit über dreieinhalb Jahren verbindet uns mit Marco und Sarah eine Freundschaft, die den „beste Freunde“-Status weit überschritten hat. Man teilt alles miteinander, auch das Bett. Nur gibt es kein 1+1+1+1 sondern ein 2+2. Das beschreibt am kürzesten, was wir sind. Das Paar ist Partner in einer Beziehung zu einem anderen Paar. Nennt mir eine Schublade, die es dafür gibt. Ich hab noch keine gefunden. Und im Grunde brauchen wir die ja auch nicht. Wir nennen es Quattroehe.


Wir alle vier hatten ganz „normale“ monogame Rollenvorbilder in Kindheit und Jugend. Wir haben monogam lebende Freunde. Wir haben die Entscheidung, wie wir leben wollen, für uns getroffen. Nicht monogam. Soviel steht fest. Aber poly? Ist das so? Polyamorie wird definiert als „Liebe zu mehreren Menschen“. 
Ich als Individuum liebe dieses Paar, bzw. beide einzelnen Personen des Paares nicht wie meinen Ehepartner. Vielmehr empfinde ich mich in Verbindung mitmeinem Ehemann als Einheit, die wiederum eine aus zwei Personen bestehendeEinheit liebt. 
Herunter reduziert auf die Verbindungen zwischen den einzelnen vier Personen wäre es nicht das gleiche. Ein Äpfel- und Birnenvergleich. Hört sich kompliziert an. Ist es aber eigentlich nicht. Denn man lebt einfach. 

Übrigens gibt's auch Polyhosen... oder Einteiler...

Kompliziert wird es erst, wenn man eine passende Jacke sucht und es zu wenig Auswahl gibt. Also schneidert man selbst. Ungeachtet der eigenen Fähigkeiten in Design und Umgang mit Nadel und Nähmaschine. Wir schneidern eine Jacke, die nur uns passt, die dafür aber wie angegossen sitzt.  Eine Jacke - unsere Jacke - in der wir uns wohlfühlen.

„Wie läuft die denn rum?“ 
„Naja, mein Geschmack wäre das nicht, aber wem’s gefällt!“ 
„Wie krass, wo hast du diese geile Jacke her?“ 
Manchmal überraschen uns Menschen, die Jacken, welche sie tragen und ihre Reaktionen auf mutiges Selbstdesign auch. Und manchmal wartet auch schon der nächste Monolog auf uns. 

Gedanken, Anekdoten und
Synapsenkurzschlüsse aus
Absurdistan, der Müllermansion
oder dem Atelier alternativer
Beziehungsformen ;-) 
- gibt's täglich 

Mittwoch, 24. Januar 2018

Ich war da mal im Swingerclub und dann …: Lieschen Müller fragt – Swingerclub-FAQs



Nachdem die Artikel der letzten Wochen eher der Unterhaltung und dem Verständnis dienten, geht es zum Abschluss ans Eingemachte. Ich sag's gleich vorweg: heute ist der Mehrwert dem Spaß etwas abträglich. Mein Drang, erklären und anleiten zu wollen ist möglicherweise verwoben mit der Tatsache, dass ich augenblicklich meinen Lebensunterhalt als Lehrerin der ersten Klasse einer Förderschule verdiene. Was nicht gleich bedeutet, dass ich Neuswinger für Förderschüler halte oder glaube, sexuell Aufgeschlossene bräuchten zwingend Orientierung. Ich schreib mich um Kopf und Kragen. Im Grunde genommen denke ich nur, dass den Müllers der ein oder andere der unten stehenden Ratschläge ehrlich nützlich hätte sein können...

Obwohl es der Nachname vermuten lässt, ist Lieschen nicht mit mir verwandt. Lieschen gehört zu denjenigen meiner Leser und Leserinnen, die mir eine dieser wundervollen persönlichen Nachrichten zukommen ließen, in denen sie nicht nur schreiben wie gerne sie Frau Müller lesen und sich dabei entweder wiedererkennen oder zumindest punktuell lachenderweise vom Stuhl kullern sondern die mich wissen ließen, dass der ein oder andere Artikel etwas in ihnen veränderte. Hui, denkt sich da die Müllerin, diese Verantwortung – welch eine Last. Ich wollte doch nur unterhalten. Spaß beiseite, das ist natürlich der Ritterschlag. Kommt selten vor, gibt’s aber trotzdem. Danke dafür. Um diesem Kompliment gerecht zu werden, gibt’s zum Abschluss der Artikelreihe mal etwas, das mehr nützlich als lustig sein soll.

Lieschen steht der Sinn nach etwas Mehr. Sie und ihr Mann Ralf harmonieren gut zwischen den Laken, wahlweise auch mal im Auto oder in Umkleidekabinen. Besonders Lieschen kickt es, wenn sie weiß, dass möglichweise (zufällig) jemand die beiden beobachten könnte. Ralf kickt was Lieschen kickt und dann las Lieschen Frau Müller und leitete den Einstiegsartikel zum Swingerclub-Mottomonat per Messenger an Ralf weiter. Dabei wartete sie gar nicht auf Ralfs Antwort, sondern schrieb mir direkt eine persönliche Nachricht
.

Hallo Frau Müller, dein Swingerclubartikel haben mich und meinen Ralf echt neugierig macht. Wie findet man denn aber einen ordentlichen Swingerclub? Bei uns am Autobahnzubringer, da steht eine ehemalige Pension. Die hat seit kurzem einen lila Anstrich und in den dunklen Fenstern steht „PC“ und „Sauna“. Das passt doch nicht zusammen. Ein Internetcafe soweit außerhalb der Stadt? Und ne Sauna is auch mit drin? Die Computer vertragen doch gar keine feuchte Hitze. Ich hab das Gefühl, das ist irgendwas Schlüpfriges. Wenn man vorbeifährt, sieht man nie Autos, aber die Fassadenbeleuchtung ist an. Ist das vielleicht ein Bordell? Oder doch ein Swingerclub? Eine Strippbar? Wie finde ich das raus?

Liebes Lieschen, ich vermute mal es ist tatsächlich ein Swingerclub. PC bedeutet Pärchenclub und mit der Sauna werden Swingerclubs nicht selten passantenfreundlich umetikettiert. Also einfach mal Freitag oder Samstag nach 20 Uhr klingeln, dann findest du es raus. 
Viel eher empfehle ich dir, euch in einem sogenanntenErotikforum anzumelden. Das am besten googlen, derer gibt es nämlich einige. Dort könnt ihr euch erstmal in Ruhe und vor allem ganz anonym von zuhause aus umschauen. Es werden Clubs und ihre Veranstaltungen vorgestellt, es gibt Infos zur Ausstattung, Preise, Fotos und vor allem gibt es eine Gästeliste bzw. mitunter sogar eine Stammgästeliste. Womöglich entdeckst du da auch euer "Internetcafe".
Kuckt euch ein paar von den Leuten online an und ihr bekommt ein vages Gefühl für das, was auf euch zukommt. Außerdem ergibt sich so ein etwas aussagekräftigeres Gesamtbild als es möglicherweise die etwas einseitige und mit Weitwinkel fotografierte Clubhomepage. Nicht zuletzt findet ihr unter den Mitgliedern des Forumsmöglicherweise Gleichgesinnte, die euch in den Club begleiten.

Gleichgesinnte? Wie jetzt? Ich dachte man lernt im Swingerclub Leute kennen. Außerdem wollten wir eigentlich erstmal nur kucken.

Natürlich spricht nichts dagegen, als Pärchen allein in den Club zu gehen. Manchen fehlt nur ein bisschen der Mut dazu. Diese Menschen fühlen sich dann wohler, wenn sie nicht alleine hingehen. Wieder andere haben vielleicht ein befreundetes Pärchen, mit dem sie sich gemeinsam in unbekanntes Terrain wagen wollen – solange es nur um's Gucken geht und man eine außerordentlich gute Basis miteinander hat, spricht nichts dagegen. 
Ich kenne allerdings Menschen, die sich schon in der Sauna unwohl vor ihren Freunden fühlen. Man muss sich seiner Sache schon sehr sicher sein, wenn man im günstigsten Fall in Gegenwart seiner Freunde, mit denen man einen Großteil seiner Freizeit verbringt, vögeln will bzw. diese Menschen beim selbstvögeln sehen will. 
Aber okay, in guten Clubs kann man sich aus dem Weg gehen. Nur „Erst Freunde, dann Ficken“ finde ich persönlich etwas gefährlich, meiner Erfahrung nach ist es andersrum entspannter. 
Nehmt euch allerdings vor sehr erfahrenen Swingern in Acht. Unter ihnen gibt es eine Spezies, die es sportlich findet, das „Frischfleisch“ zu jagen. Man erkennt sie an ellenlangen Freundeslisten im Forum, zig Gruppen und Veranstaltungen, bei denen sie eingetragen sind und einer ganz unverfänglichen Mail, die etwa 15 Minuten nach eurer Erstanmeldung in euer Postfach flattert . Obacht. Hier hab ich schon mal drüber geschrieben.

Okay, wir wollen erstmal wirklich nur kucken. Wenn uns danach ist vielleicht etwas mehr. Wie läuft sowas ab? Geht man hin und sagt „Hallo, hier sind wir! Wir wollen aber nur kucken“?

Günstig ist es, wenn man sich anmeldet. Entweder übers Forum oder über den Club. Die Clubs versuchen mit Gästelisten die Zusammensetzung der Gäste aus Paaren und Singles ein bisschen zu regulieren. Ich hab in diesem Artikel ansatzweise erklärt, warum das so ist.


Meist wird man von den Betreibern persönlich begrüßt. Ihr müsst auch nicht im Negligé im Mehrfamilienhaus die Treppe runter und zum gemieteten PKW-Stellplatz laufen. Für‘s Ablegen von Alltag und Oberbekleidung gibt es Umkleiden mit Schließfächern. Viele Clubs bieten nach dem Umziehen für Erstbesucher kleine Führungen durchs Haus an. Unbedingt machen. In schummrigem Licht ist gute Orientierung recht nützlich, nicht dass ihr versehentlich auf der Gangbang-Matte landet und euch dann wundert, warum sich alle restlichen Besucher eingeladen fühlen, sich zu eurem Akt dazuzugesellen. Danach setzt ihr euch an die Bar, kommt erstmal an und trinkt euch mit Bedacht Mut an.

Was meinst du „Mit Bedacht“?

Naja, zu viel Alkohol lässt einen erstens vergessen. Oftmals sind das noch vor schönen Erinnerungen, die mit dem Partner besprochenen Grenzen. Außerdem macht zu viel Alkohol müde und unsexy. Grenzen sind das Stichwort – die solltet ihr vor Aufbruch unbedingt festgelegt haben. Gegebenenfalls kann vor Ort neu justiert werden, je nach Stimmung.

Okay, über unsere Grenzen haben wir gesprochen und dann? Ich komm mir doch als Neuling zwischen den ganzen Leuten bestimmt doof vor?

Tipp von mir: kommt nicht zu spät. Wenn der Club um acht öffnet, seid spätestens halb neun da. Warum? Ihr seid neu. Logisch, wenn ihr ankommt und alle sind schon da, werdet ihr auch von allen beim Betreten des Barbereichs beäugt. Wenn ihr allerdings unter den Ersten seid, könnt ihr beäugen. Wenn ihr sehr spät kommt, sind möglicherweise alle schon in den anderen Räumen am Vögeln, die Bar ist fast leer und beim geführten Rundgang kommt es für den Einsteiger zum Reizoverkill. Überall Stöhnen, Klatschen und nackte Menschen. Ich kann jeden verstehen, der von sowas vor dem zweiten Sekt überfordert ist.

Stöhnen und Klatschen - huuuh. Mir wird gleich ganz anders Und wenn uns jemand anspricht? Wir wollen ja erstmal keinen Sex. Nur kucken... 

Es ist wie im echten Leben. Reden hilft ungemein. Meistens versuchen diese Menschen schon vorher Blickkontakt an der Bar mit euch aufzunehmen, sie flirten euch an. Wenn ihr das nicht erwidert, dann hat sich die Sache oft schon erledigt. Und wenn nicht: REDEN. Und wichtig: nicht ÜBERREDEN lassen.

Übrigens kommt es manchmal auch erst auf der Matte zum Erstkontakt. Witzigerweise fällt es manchen Menschen leichter nackt und schwitzend auf andere zuzugehen als angezogen mit einem Getränk in der Hand. In der Regel sind die Menschen aber auch hier rücksichtsvoll, nähern sich langsam an und achten auf die Zeichen ihres Gegenübers. Also keine Panik.

Sag mal, kann man im Club eigentlich auch ganz alleine Sex haben?

Logisch. Es gibt abschließbare Räume und meistens auch kleinere Matten und Räumchen, die ohnehin eher nur für zwei gedacht sind. In der Regel gibt’s dann allerdings mehr oderweniger unauffällige Spanner. Damit sollte man zurechtkommen.

Spanner, ja. Das macht mich immer an. Sag mal, ist das nicht eigentlich unhygienisch wenn alle schwitzen, spritzen und das auf den gleichen Matten?

Ohhh, da sagst du was. Ein Indikator für gute Clubs: abwaschbare Matratzen. Ganz gute Clubs halten sogar Desinfektionsspray an den Matten bereit. Klar, ist es ein bisschen unerotisch erst alles einzusprühen und es riecht ein wenig wie beim Frauenarzt ABER irgendwas ist eben immer. 
Ansonsten sollten überall frische Handtücher ausliegen, die man sich mit in die Spielzimmer nehmen kann. Handtücher auf Zuteilung gibt’s auch, finde ich aber bescheuert. Ich möchte schließlich Sex haben und mich nicht sonnen. Auf einsachtzig mal sechzig vögelt es sich schlecht. Also am besten gleich alles auslegen mit dem Frottee. 
Für Körperflüssigkeiten sollten Kleenexboxen oder zumindest Haushaltsrollen bereitstehen. Ich persönlich finde Haushaltsrollen etwas lieblos – die erinnern mich an Badreinigung und Kartoffeln schälen, aber wie sagt man so schön: besser als in die hohle Hand gespuckt. Oder so.

Hört sich vernünftig an. Und wie ist das mit der Hygiene sonst? Muss ich so durchgevögelt und verschwitzt zurück an die Bar oder in meine Klamotten?

Natürlich nicht. Es gibt Duschen. In richtig guten Clubs auch nicht nur eine. Manche haben sogar an jedem Spielzimmer quasi eine Art „Privatdusche“. Das ist ne feine Sache. Gegen ordentliche Gemeinschaftsduschen spricht auch nichts, allerding nur, wenn man nicht erst halbnackt am Barbereich vorbei muss um diese zu erreichen.

Sag mal, bei dem ganzen Sex und jeder mit jedem und so, wie ist das eigentlich mit Krankheiten, Verhütung und dem ganzen Kram.

Zu allererst: Es liegen überall Kondome aus. Sie zu benutzen, dafür ist jeder selbst verantwortlich. Es gibt keine Kondompolizei. Aber hey: keiner steckt irgendwas irgendwo rein, bevor nicht irgendwie über Einvernehmen kommuniziert wurde. "Oh, sorry. Ich bin ausversehen gestolpert und in die fremde Frau gefallen!" gibt es nicht. Swinger sind in der Summe anständige Leute. Es spricht sich eben auch schnell herum, wenn sich jemand daneben benimmt.
Wie schon mehrfach an anderen Stellen erwähnt: Clubs sind nur die verkleinerte Form der großen Welt, in der wir leben. Und so wie wir uns draussen vor Geschlechtskrankheiten schützen, müssen wir das drinnen  auch tun. Jeder ist für sich verantwortlich. Mit allen anderen Krankheiten ist es ähnlich. 
Fußpilzrisiko besteht in allen Duschen, die mehr oder weniger öffentlich genutzt werden. Ich würde mich allerdings so weit von meinem Schreibtischstuhl lehnen um zu behaupten, dass das Risiko im Club etwas geringer ist als im Schwimmbad, da die meisten Swinger recht gepflegt sind. 

Übrigens gibt es noch etwas, das ich Vögelgrippe nenne: du kennst das vielleicht – vögeln, schwitzen, kalter Luftzug und am nächsten Tag ein dicker Hals. Kann man sich kaum davor schützen, außer mit ner Extraportion Vitamin C vielleicht.

Apropos gepflegte Swinger. Muss man sich auf den Swingerclubbesuch irgendwie vorbereiten?

Jein. Im Grunde ist das Standardmaß an Körperhygiene ausreichend. Je nachdem ob teilweise oder umfassende Enthaarung in den Standard gehört, kann man da noch extra Hand, Schere oder Wachs anlegen. Muss aber nicht. Es gibt keine Stoppelkontrollen. Allerdings sollte man das, was man von anderen erwartet, auch selbst vorweisen können. Von Anusbleaching oder Vaginalzäpfchen mit Duft und Glitzer rate ich allerdings abzusehen.

Was die passende Klamotte angeht, habe ich mich HIER ja schon ausführlicher geäußert. Manchmal ist weniger mehr. Das trifft eigentlich den Nagel auf den Kopf. Bei meinem ersten Swingerclubbesuch war ich aufgerödelt wie ein Soldat der Grundausbildung zu seinem ersten Marsch. Bodystocking, BH, Korsett, Tutu, Armstulpen, Schnürstiefeletten – ich sah wirklich geil aus, allerdings erinnerte mich das Ankleiden nach dem ersten Sex an das Gewese in der Umkleide einer Footballmannschaft.
 
Okay. Jetzt bin ich echt schon schlauer. Gibt’s sonst noch irgendwas, das wissenswert ist?

Hmm, das leibliche Wohl möglicherweise? Im günstigsten Fall sind Essen und Getränke im logischerweise dann etwas höheren Eintritt enthalten. Das erspart euch den Brustbeutel oder die VISA im Schlüppi. Die meisten von uns wissen, dass Sex hungrig macht und daher halten ordentliche Clubs meist fast die ganze Nacht kaltwarme Buffets bereit. Man isst nicht dort wo gevögelt wird und man ist auch nicht nackt beim Essen. Alles recht zivilisiert.


Wellness, Outdoor- und SM-Bereiche sind noch ein recht interessantes Ausstattungsmerkmal. Auf Pornokinos zum Beispiel kann ICH gut verzichten, das ist allerdings Geschmackssache. Insgesamt wirken gute und vor allem mit Liebe geführte Clubs ein bisschen wie Indoorspielplätze für Erwachsene. In unserem Lieblingsclub gab es beispielsweise ein Indianertipi, eine Art (Raum)Schiff mit jeder Menge Schwarzlichtdeko (Obacht – Zähne im Schwarzlicht können einem echt Angst machen) und ein Pharaonengrab.


Wenn ihr es als Nichtraucher sehr genau nehmt, dann fragt doch vorab mal nach abgetrennten Raucherbereichen. DAS ist leider noch keine Selbstverständlichkeit. MEINER Lust ist es durchaus abträglich, wenn ich, um in den Spielbereich zu kommen, durch eine Nebelwand muss um danach zu riechen wie ein Aschenbecher.

Das sind ja ordentliche Hausaufgaben, Frau Müller. Aber ich danke dir. Mal schauen, was mein Ralf heute Abend sagt wenn er heim kommt. Vielleicht schaffen wir’s ja am Wochenende mal in einen Club. Ich hätte ja auch mal tierisch Lust auf einen zweiten Mann, vielleicht lernen wir jemanden kennen. Ich hab Ralf noch gar nichts davon erzählt…

Uhhh. Immer langsam. Manchmal ist ein zu großer Schritt nach vorne wie drei Schritte rückwärts. Geswingt wird jedes Wochenende irgendwo und das Ganze ist kein Spaß, sollte aber welchen machen.



Und nun genug mit dem Schmuddelkram. Kaum auszuhalten. Das Leben besteht leider nicht nur aus Vögelei. Wie bereits angekündigt wird sich die Müllerin in den nächsten Wochen eine kleine Pause gönnen, was allerdings nicht heißt, dass es hier nichts zu lesen gibt. Ich hab mal auf dem virtuellen Dachboden gestöbert und ein paar Reblogg-würdige Artikel herausgekramt, die ganz ohne Sex-Clickbait auskommen. Nach mehr oder weniger umfassenden Renovierungsarbeiten der teilweise schon älteren Ergüsse, versteckt sich sicher gerade für den ein oder anderen Dazugestoßenen ein Schmankerl. Seid also gespannt. Ansonsten befinde ich mich mitten in den gedanklichen Vorbereitungen des SchMärz 2018, also gibt es auch für die Schmuddelfreunde unter euch ein Licht am Ende des Tunnels.

Schmuddelfreund oder nicht. 
der sieht mitunter 
das Licht am Ende des Tunnels 
mehrmals täglich.
 


Mittwoch, 17. Januar 2018

Ich war da mal im Swingerclub und dann...: Was Swinger und Kartoffeln gemeinsam haben

Nachdem wir im Mottomonat Swingerclub vergangene Woche zunächst einen Blick auf die angemessene Verpackung für sexuell Aufgeschlossene geworfen hatten, wird heute das Ei gepellt...

Das Leben ist hart, aber wir sind härter. Als wir Fahrrad fahren lernten, fielen wir oft hin, vielleicht schlugen wir uns sogar die Knie und Ellbogen blutig. Aber wir verkauften das Rad nicht, sondern wir versuchten es erneut weil uns irgendein Gefühl sagte, dass Fahrrad fahren fetzt. Unser erster Eierkuchen zerfällt manchmal wenn wir ihn wenden, weil wir den Garpunkt nicht abwarten konnten. Oder wir warten zu lange und wenden einen Bicolor-Eierkuchen, der zur Hälfte aus Kohle besteht. Was tun wir? Wir werfen das missglückte Kochgeschick in den Biomüll und versuchen es mit dem restlichen Teig erneut. Keiner käme darauf, nach diesem Fauxpas nie wieder Eierkuchen zu essen.Warum? Weil wir Hunger haben und wissen, das Eierkuchen was ziemlich Geiles sind…

Den etwas holprigen Einstieg ins Sodom und Gomorrha der Müllers in die Swingerwelt habe ich HIER bereits beschrieben. Aber auch Sarah und Marco rutschten nicht auf rosa Wölkchen in ihren ersten Partnertausch.
Als die Beiden das erste Mal einen Swingerclub besuchten, wollten sie nach einer halben Stunde die Flucht ergreifen. Nämlich genau dann als sich alle Herren per Aufforderung ihrer Buxe zu entledigen hatten und kurz darauf auch die „Knospen den Frühling begrüßen“ sollten. Die Menschen, welche sich daraufhin ungefragt an Marcos Hose und Sarahs BH zu schaffen machten, sollten ihrem Schicksal danken, dass sie ihr Augenlicht nur durch Marcos beschwichtigender Worte an seine Frau nicht an Sarahs Fingernägeln verloren. Dementsprechend kurz und freudlos verlief der Abend.

Versteht mich nicht falsch, ich bin ein Fan von Penissen und romantischer Poesie, aber das unter einem Hemd hervorbaumelnde Gemächt von Männern verschiedensten Alters und Körperbaus finde ich bezüglich seines anregenden Charakters zumindest fragwürdig. Außerdem möchte ich selbst entscheiden wann ich meinen BH ausziehe und ob ich meine Caprese lieber mit bedeckten Nippeln esse.

Ja, es gibt solche Clubs. Selbstgezimmerte Bars mit Holzverkleidung und Lichtschläuchen, hinter denen Irene im weißen Netzfummel mit blondierter Kaltwelle, Neonnägeln und Croqs Flaschenbier und Kartoffelsalat serviert, alle Gäste sich vom Kegeln kennen und löchrige Spannbettlaken IKEA-Matratzen vor dem Schlimmsten bewahren. Es gibt aber auch gute. Ich danke Sarah und Marco für die Resilienz ihrer sexuellen Aufgeschlossenheit, welche uns ermöglichte gemeinsam mit ihnen den ein oder anderen besseren und guten Club kennenzulernen und uns von den Traumata der Vergangenheit zu heilen.

Jetzt fragen sich einige vermutlich „Schön und gut, aber was soll ich denn nun da?“. Lasst mich also etwas über die Intentionen der Menschen erzählen, die einen Swingerclub – im Folgenden kurz Club genannt – aufsuchen.

Da sind zunächst die Paare – wie auch die Müllers eins sind. Warum wir ein solches Etablissement aufsuchten, lest ihr HIER. Damit gehören wir sicher der Mehrheit der Besucher an. Sex mit anderen, einer zweiten Frau, einem zweiten Mann, einem zweiten Paar. Was heißt Sex mit Anderen? Im selben Raum? Auf der selben Matte? Mit Körperkontakt? Mit getauschten Partnern ohne Geschlechtsverkehr? Ohne Küssen? Oder alles auf einmal?

Der Möglichkeiten gibt es unzählige. Nicht zu vergessen, die Paare die in einem kleinen oder großen Publikum bei ihrem Akt den besonderen Kick finden. Das Publikum ist vielgestaltig und reicht vom schüchternen Schüttler hinter einem Loch in der Wand, welches sicherlich nicht auf Wunsch des TÜV-Prüfers dort angebracht wurde, bis hin zum selbstbewussten Onanator, der seinen Handjob direkt im Türrahmen erledigt. Die Darbietenden machen die Regeln und wem irgendwas zu weit geht, der möge dies äußern. Per Telekinese wurde noch niemand vom Wichsen abgehalten. 

Schließlich gibt es auch die Paare, die vielleicht gar keinen Sex im Club haben möchten, aber aus den gleichen Beweggründen hingehen, wie sich Menschen Pornos anschauen. Weil es eben gelegentlich ziemlich scharf macht, Anderen beim Vögeln zu zuschauen. Im Club liegt kein Stroh (außer es ist Mottoparty), niemand trägt eine Maske (es sei denn RTL2 kommt zum Dreh) und die Dialoge sind zwar nicht zwingend anspruchsvoller aber zumindest nicht synchronisiert. Echte Menschen. Kein Hexenwerk.

Wir Müllers sind eine Mischung aus der gemäßigten Version aller Varianten. Wir hatten Sex mit einem Paar, das wir im Club kennengelernt hatten, viel lieber lernten wir die Paare allerdings vorher kennen. Wir hatten in einer Clubnacht auch schon ausschließlich Müller-Sex ohne Fremdeinwirkung. Zuschauer, wenn sie nicht zu Groupies werden, können ein netter Kick sein. Und die Tatsache, dass man weder auf schlafende Nachbarn noch Kinder Rücksicht nehmen muss, steigert sowohl Möglichkeiten als auch Libido. Ein Paar im gleichen Modus auf der Nachbarmatratze kann dem Ganzen das Krönchen aufsetzen, auch wenn man die Beiden im besser ausgeleuchteten Barbereich vielleicht nie angesprochen hätte…

Man soll es nicht glauben, aber auch Solo-Personen gehen in Clubs. Singlemänner sicherlich einerseits auch aus den im Pärchenteil oben beschriebenen Gründen. Damit möchte ich den gemeinen Singlemann, der in weiten Teilen der Szene kein sonderlich gutes Ansehen genießt, keineswegs offen diskriminieren oder in eine Schublade stecken. Leider allerdings basieren einige meiner nicht so prickelnden Erinnerungen auf Begegnungen mit solcherlei Exemplaren, die man nur mit klaren Worten in die ewigen Jagdgründe schicken kann. Einer dieser stalkenden Schlüpferpiloten legte sich einmal unaufgefordert so dicht neben mich, dass ich seinen Atem aus Bier, Zigaretten und Zwiebelsteak riechen konnte – „Entweder DU gehst oder wir gehen!“ und zack, war er hinter der nächsten bordeauxroten Pannesamtwand verschwunden. Hausverbot is nix, dachte sich wohl auch Zwiebeljack.

In meinen Alpträumen sehe ich noch heute schemenhaft ein Robben-Mann-Mischwesen, das aus meinem Augenwinkel heraus im Zwielicht auf Sarah zu kriecht, die natürlich nichts mitbekommt weil Herr Müller sie leckt. Gerade noch rechtzeitig konnte Marco (der natürlich auch nichts mitbekommen hatte, weil er hinter mir mit irgendwas beschäftigt war) nach meinem Ganzkörperschaudern den Eindringling vertreiben. Kennt ihr diese Szenen in Trickfilmen, wenn Hund und Katze zusammen in einer Kiste stecken? Ich vermute, so hätte es ausgesehen, wenn nicht meine durch spickende Schulkinder außerordentlich trainierte Aufmerksamkeit den Supergau verhindert hätte.

Was ich damit sagen will: so Dinge passieren eben. Clubs sind Orte, an denen sich Wünsche, Phantasie, Wirklichkeit und Wahrnehmung zu einem undefinierbaren Brei vermischen, der vor Mitternacht nach Massageöl duftetet und danach nach Sperma.  Kommunikation ist alles. So konnten wir Dinge verhindern, die uns nicht gefielen und so hätten auch die Birkenstock-Casanovas ihre Enttäuschungen kurz vor dem Zieleinlauf verhindern können.

Natürlich dürfen wir dennoch die echten Gentlemen nicht vergessen, die adrett gekleidet an der Bar am Getränk nippend auf ein Pärchen warten, das sein sexuelles Glück in einem zweiten Herrn beim Liebesspiel sucht oooder eben auf all the single ladys.
Stop! Frauen? Frauen, die in den Club gehen um Sex mit einem Fremden zu haben gibt es nicht. Hallo? Wie krank ist das denn. Da kann sie ja auch gleich auf den Strich gehen und Geld dafür nehmen, das Flittchen. Macht wahrscheinlich auch sonst für jeden die Beine breit… huch, Entschuldigung. Ich hatte gerade Synapsenbandsalat und das, was ich eigentlich schreiben wollte, überlagerte sich mit dem, was ich kürzlich in einer Kommentarspalte zum Thema Swingen las.

Und schließlich gibt es auch Solo-Frauen im Club. Warum auch nicht, sollten Frauen nicht das gleiche Bedürfnis und die Fähigkeit dazu haben, mit verhältnismäßig Fremden wilden Sex zu haben. Nach Küche, Kindern und neuerdings auch Karriere sollten wir ihnen das ruhig zugestehen. Die Tatsache, warum man ungleich weniger Frauen masturbierend im Türrahmen vorfindet, während Tobias seine Luise gerade von hinten nimmt, DAS kann ich euch allerdings nicht erklären. Darauf dürft ihr euch selbst einen Reim machen.

Um dem auch mengenmäßig ungleichen Verhältnis von Singlemännern – und Frauen entgegenzuwirken, verfolgen die meisten Clubs eine bestimmte Eintrittspreisstrategie. Während Frauen oft mit Dumpingpreisen für ihr huldvolles Erscheinen belohnt werden, zahlen Solomänner oft gut das Drei- bis Fünffache.

Das mag vielleicht vermessen oder überheblich klingen, aber Eintrittspreise können zum Einen ein Indikator für Qualität sein und sichern gleichzeitig einen gewissen Gästestandard. Es beginnt schon beim Essen. Leistet sich der Club extra Küchenpersonal oder macht Multitasking-Manfred selbst das Ragout Fin in der Microwelle warm, nachdem er die Gäste begrüßt und einen Kasten Bier unter die Bar geschoben hat? Ich erspar mir dazu jetzt weitere Ausführungen um mich nicht um Kopf und Kragen zu schreiben. 

Man kann also 20€ bezahlen und sich als Sparfuchs zwischen Netzhemd-Norbert und Beate-Uhse-Sammelbestellerin Rita mit nacktem Arsch auf Plastikstühle in eine Blockhütte setzen, Krautsalat aus der Dose knabbern und Wein aus dem Tetrapack trinken um sich schon mal in Stimmung zu bringen, damit man den Anblick später leichter erträgt, wenn alle zwölf Schützenvereinsmitglieder im Badezuber hocken und sich befummeln, während sie die letzte Gemeinderatssitzung auswerten.

Oder man nimmt etwas mehr Geld in die Hand erkauft sich damit eine geschmackvolle, komfortable Inneneinrichtung, Hygienestandards, gutes Essen, ordentliche Getränke und eine Gesellschaft, mit der man sich auch am Tag umgeben würde. Ausnahmen gibt es natürlich überall und Geld allein wertet beschissene Menschen auch nicht auf. Aber wie ich schon im letzten Swingerclub-Artikel erwähnte: Clubs sind die verkleinerte Version der großen Welt in der Wir leben.

Was sind das so für Leute. Hmm, mal sehen welche Berufe mir bisher so untergekommen – also nicht so untergekommen, HALLOOO! – also, welche Berufe die Menschen hatten, die ich kennenlernen durfte.
Da waren Tierärzte, Immobilienleute, Rentensachbearbeiter, Ergotherapeuten, Arzthelferinnen, Geschäftsführer, Einzelhandelskauffrauen und –männer. Ich lernte mal flüchtig ein Mitsechziger-Ärzte-Ehepaar kennen, bei dem er sie regelmäßig (auf ihren Wunsch natürlich) auf sogenannten Stutenmärkten verschacherte. Googelt doch mal Stutenmarkt im BDSM-Kontext. Oder lasst eurer Phantasie einfach freien Lauf. Ich denke das reicht auch schon. Wie dem auch sei, alles normale Menschen eigentlich.

Normale Kartoffeln eigentlich. Nicht wie alle Kartoffeln. Trotzdem Kartoffeln.
Und warum geht nun die Quattroehe hin und wieder in den Club? Zunächst muss ich gestehen, waren wir sehr lange nicht. Das liegt zum einen an dem oben erwähnten Robbenmann und Sarahs Flashbacks in dem Zusammenhang. Der Club, in dem sich diese Episode ereignete, gehört für uns aber auch nicht zu den Empfehlenswerten. Zum anderen hat es sich einfach lange nicht ergeben.
Einen ganzen Abend lang Sex als solches zu zelebrieren, sich dafür etwas nuttig-nettes anzuziehen und eben mal keine Rücksicht auf Anlieger zu nehmen, das hat schon was. Und schließlich kommen die privaten Räumlichkeiten gelegentlich an ihre Grenzen, wenn es darum geht vier ineinander verschlungenen ausgewachsenen Körpern Platz zu bieten. Also in meine Badewanne passen höchstens zwei Erwachsene.

Sind wir jetzt schlauer? Haben wir den Menschen, die ihre Autos im Hinterhof der Häuser mit den zugehängten Fenstern parken, ein Gesicht geben können? Ich habe mich zumindest darum bemüht. Dennoch glaube ich, sind nach wie vor viele Fragen offen.

Wie finde ich denn nun einen guten Club? Holt man sich da nicht Syphilis, Fußpilz, Herpes und die Pest, wenn sich überall nackte Menschen wälzen und Körperflüssigkeiten in Bächen fließen? Und vor allem: Wie genau funktioniert Swingen eigentlich? Alle Antworten auf diese und andere Fragen von nicht minderer Brisanz, gibt es nächste Woche im letzten Monatsthemenartikel "Ich war da mal im Swingerclub und dann...: Lieschen Müller fragt - SwingerFAQ" - erscheint am 24.Januar.

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